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  • Veröffentlicht am: 17.02.2021
  • 3:47 mins

Nachhaltigkeit denken und messen im Ökosystem Unternehmen

Ein neues Wirtschaften für die Menschen und den Planeten.

Welche Relevanz das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile auch im Business-Kontext hat, lässt sich schon daran erkennen, wie sich das CAPITAL Magazin damit beschäftigt: Gemeinsam mit dem Datenportal Statista hat die Wirtschaftszeitschrift in der CO2-Studie Deutschlands klimafreundlichste Unternehmen ermittelt. Unsere Muttergesellschaft Porsche belegt in dem Ranking übrigens einen hervorragenden elften Platz.

Ausschlaggebend für das Ranking waren objektive Daten: nämlich die Compound Annual Reduction Rate (CARR). Die gibt an, um wie viel Prozent ein Unternehmen die Treibhausgasemissionen in einem bestimmten Zeitraum reduziert hat. In der Studie ging es um den Zeitraum von 2014 bis 2019. Und es ging lediglich um die Eigenemissionen – im Sinne von Scope 1 und Scope 2. Ausgeschlossen wurden Scope-3-Emissionen.

Spätestens mit dem Verweis auf die unterschiedlichen Scopes steckt man mitten in einer Debatte um die Messbarkeit von Nachhaltigkeit. Eine Debatte, die notwendig ist. Nicht nur, weil sich nur auf diese Weise Unternehmen miteinander vergleichen und Fortschritte feststellen lassen. Wichtig sind verbindliche Größen auch, damit Kund*innen fundiert Entscheidungen treffen können. Und auch politische Regulierung fußt natürlich auf Kennzahlen.

Maßgeblich sind dabei unterschiedliche Standards, die auf unterschiedlichen Ebenen und von unterschiedlichen Akteuren formuliert wurden. Wir geben einen kurzen Überblick.

Greenhouse Gas Protocol

Weltweit verbreitet ist das Greenhouse Gas Protocol (GHGP) mit seinen verschiedenen Standards zur Bilanzierung von direkten und indirekten Treibhausgasemissionen. Zu den berücksichtigten Treibhausgasen (THG) gehören unter anderem Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Fluorkohlenwasserstoffe (FKW). Gegliedert werden die Emissionen eines Unternehmens in drei Scopes:

  • Scope 1: Direkte Emissionen des Berichtenden, z. B. aus Verbrennung fossiler Rohstoffe
  • Scope 2: Indirekte Emissionen des Berichtenden aus Energie, z. B. Strom, Wärme und Kälte
  • Scope 3: Indirekte Emissionen, für die der Berichtende verantwortlich ist, z. B. durch den Einkauf von Waren und Dienstleistungen oder die Nutzung der verkauften Produkte

In der Praxis messen die Unternehmen ihre THG-Emissionen meist nicht, sondern berechnen sie auf Basis des Verbrauchs mithilfe von Emissionsfaktoren aus THG-Inventaren. Klar dürfte sein: Die ausdrückliche Fokussierung des GHGP auf Treibhausgase vernachlässigt die vielen weiteren Aspekte nachhaltigen Handelns.

Global Reporting Initiative

Während das GHGP lediglich das Klima im Blick hat, berücksichtigt die Global Reporting Initiative (GRI) deutlich mehr Aspekte für eine nachhaltige, nicht-finanzielle und ESG-orientierte (Anlagekriterien: Environment, Social, Governance) Berichterstattung. Die GRI standardisiert eine Reihe von Kennzahlen zu ökologisch und gesellschaftlich relevanten Bereichen und hinsichtlich der Aktivitäten, Produkte und Dienstleistungen von Unternehmen – unter anderem mit dem Ziel, die Vergleichbarkeit von CSR-Berichten zu verbessern. Das hilft bei der Umsetzung der in Deutschland bereits seit 2017 bestehenden CSR-Berichtspflicht (CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz, CSR-RUG) für börsennotierte Unternehmen.

Neben drei universellen Standards (GRI 1xx) existieren über 30 themenspezifische Standards zu Ökonomie (GRI2xx), Ökologie (GRI3xx) und Sozialem (GRI 4xx) mit über 120 Indikatoren, die Vorgaben für den Bericht selbst, das Unternehmen und dessen Leistung machen.

Deutsche Nachhaltigkeitskodex

Weniger umfangreich und daher besser als Einstieg gerade für kleinere und mittlere Unternehmen geeignet ist der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK). Der Kodex wurde schon 2011 beschlossen und kann branchenübergreifend – auch international – eingesetzt werden. Er beschreibt Mindestanforderungen für berichtende Unternehmen und Organisationen und erfüllt damit wie die GRI die gesetzlichen Anforderungen des CSR-RUG. 20 übergeordnete DNK-Kriterien – unter anderem zu Strategie, Umwelt- und Arbeitnehmerbelangen, Gesellschaft und Unternehmensführung – bilden die Basis des Standards. Außerdem sind entweder 28 ausgewählte Leistungsindikatoren des GRI oder 16 Indikatoren der hier nicht näher betrachteten European Federation of Financial Analysts Societies (EFFAS) enthalten. Für die Unternehmen gilt dabei das Prinzip „Comply or explain": Kennzahlen müssen berichtet werden. Falls das nicht möglich oder sinnvoll ist, muss das begründet werden.

Science Based Targets Initiative

Weniger konkret, aber dennoch wichtig, ist die Science Based Targets Initiative (SBTI). Sie strebt an, Unternehmen im Willen zu vereinen, sich auf die von der Wissenschaft empfohlenen Pfade zur Treibhausgasreduktion zu verpflichten. Im ersten Schritt geht es um das Commitment, als Unternehmen den eigenen Beitrag zur Klimakrise anzuerkennen und Maßnahmen für eine nachhaltige Zukunft zu definieren. Diese Maßnahmen werden in einem zweiten Schritt in Übereinstimmung mit den Kriterien der SBTI erarbeitet und anschließend implementiert. Im dritten Schritt sollen die Pläne und ein jährliches Reporting veröffentlich werden.

Am Beginn jeder Nachhaltigkeits-Reise steht ein Bekenntnis – das Commitment zur Erweiterung des Blickwinkels, der in der Vergangenheit oft auf Kurzfristigkeit und Externalisierung lag. Erst dann kommt die Herstellung von Transparenz ins Spiel und ermöglicht allen Beteiligten – Unternehmensführung, Mitarbeiter*innen, Kund*innen, Investoren – einen klaren Blick auf die Nachhaltigkeit eines Unternehmens.

Viele Standards und Frameworks stehen zur Auswahl, um das eine gemeinsame Ziel zu erreichen: ein neues Wirtschaften für die Menschen und den Planeten. Dabei den Überblick zu bewahren und fokussiert nach vorne zu gehen ist nur eine der Leistungen aus dem Nachhaltigkeitsportfolio von MHP. Wie genau wir für und gemeinsam mit unseren Kunden eine Sustainability Roadmap definieren und umsetzen, stellen wir in unserem nächsten Artikel vor.

Über unseren Autor

Ein “Better Tomorrow” geht nicht ohne…:
… ein nachhaltiges Mindset, positives Denken – und ab und an „Nein“ zu sagen.

Mein Herz schlägt schneller für…:
… meine Familie, Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten.

Daniel Vitzethum

Manager, MHP

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